Wie umgehen mit dem heimlichen Begleiter am Arbeitsplatz?
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Furth im Wald – Der Stellenwert der Gesundheit hat sich in deutschen Unternehmen in den letzten Jahren stark verändert. Immer mehr Betriebe übernehmen Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden. Neben Burnout-Prävention, Stressmanagement und dem Aufbau von Führungskompetenz gehört dazu auch der richtige Umgang mit Mitarbeitenden, die regelmäßig zu viel trinken oder bereits eine Abhängigkeit von Alkohol entwickelt haben. In Bayerns größter stationärer Einrichtung zur Behandlung von Suchterkrankungen, der Johannesbad Fachklinik in Furth im Wald, lernen Führungskräfte deshalb, wie sie dieser Herausforderung begegnen und warum Prävention nicht nur eine Investition in die mentale Gesundheit, sondern auch in die Produktivität und Sicherheit im Unternehmen ist.
Baden-Württemberg ist bei der Innovationskapazität an erster Position
Deutschland ist im Wettbewerb um die besten Ideen gut aufgestellt. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mit Partnern aus den USA, Italien und Kanada. Baden-Württemberg und Berlin gehören demnach zu den fünf innovativsten Regionen im transatlantischen Vergleich.
Führend in der Patentaktivität, hohe Forschungsausgaben und top qualifizierte Fachkräfte: Deutschland ist im internationalen Vergleich besonders innovativ – und hält dabei mit globalen Boomregionen mit.
An Baden-Württemberg kommt nur eine Region vorbei, Massachusetts. Auch Berlin ist besonders innovativ aufgestellt und befindet sich mit Platz vier nur knapp hinter Kalifornien, Heimat des globalen IT-Hotspots im Silicon Valley. Die Top fünf komplettiert Washington. Insgesamt sind die Regionen aus Deutschland im Innovationswettbewerb besser aufgestellt als die USA, Kanada und Italien.
Große regionale Unterschiede
Große Unterschiede zeigen sich innerhalb der einzelnen Staaten: In den USA liegen die Küstenregionen vorn, in Italien der Norden und in Kanada British Columbia, Ontario und Quebec. In Deutschland schneidet der Süden am besten, der Osten am schlechtesten ab – mit Ausnahme Berlins. Auch die Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie Bayern und Hessen landen in den Top Ten.
Baden-Württemberg ist bei der Innovationskapazität an erster Position. Die Region hat insbesondere bei der Forschungsintensität in den Unternehmen und den Patentanmeldungen die Nase vorne. Berlin erreicht den Spitzenplatz bei der Wissensbasis und profitiert als Stadtstaat von einem hohen Akademikeranteil an der Bevölkerung, vielen hochqualifizierten Zuwanderern und zahlreichen wissenschaftlich-technischen Fachkräften. Bayern erreicht den zweiten Platz bei der Globalisierung und weist hohe High-Tech-Exporte auf. Nachholbedarf im Gesamt-Innovations-Index haben Brandenburg (Platz 57), Mecklenburg-Vorpommern (Platz 58) und Sachsen-Anhalt (Platz 76).
Bildungsinvestitionen notwendig
„Auch wenn die Wettbewerbsfähigkeit im transatlantischen Vergleich viele Stärken aufweist, stellen globale Trends wie Dekarbonisierung und Digitalisierung und der demografische Wandel Deutschland vor große Herausforderungen“, sagt IW-Innovationsexperte Axel Plünnecke. „Innovation braucht Wissen. Deshalb müssen wir die Investitionen in Bildung deutlich erhöhen und insbesondere die MINT-Kompetenzen fördern. Deutschland muss aber auch attraktiver für Direktinvestitionen aus dem Ausland werden und die Forschungsprämie für KMU ausweiten.“ https://www.iwkoeln.de/studien/axel-pluennecke-the-transatlantic-subnational-innovation-competitiveness-index.html
Zur Methodik: Für den transatlantischen Innovationsindex hat das IW gemeinsam mit seinen Partnern, dem kanadischen Macdonald-Laurier Institute, dem italienischen Institute for Competitiveness (I-COM) sowie dem amerikanischen Bay Area Economic Council Institute (ITIF) erstmals die Wettbewerbsfähigkeit von 96 transatlantischen Regionen, darunter die 16 deutschen Bundesländer, untersucht. Betrachtet wurden 13 Indikatoren, die zu den drei Kategorien Wissensbasis der Arbeitskräfte, Globalisierung und Innovationskapazität zusammengefasst wurden.
Die Verhaltensstrategie lässt Fehler zu und fördert dadurch die Zusammenarbeit. Das Verständnis von gegenseitiger Kooperation ist ein Schlüsselelement, um zu verstehen, wie Menschen zusammenarbeiten. Ob Freunde, die sich gegenseitig einen Gefallen tun, Tiere, die Nahrung oder Hilfsleistungen austauschen, oder Nationen, die ihre Politik koordinieren – all das sind im Wesentlichen kooperative Interaktionen. Solche Interaktionen setzen voraus, dass Menschen bereit sind, anderen zu helfen, sich aber auch wehren, wenn sie ausgenutzt werden. Doch welche Regeln sorgen dafür, dass die Zusammenarbeit gedeihen kann, ohne ausgenutzt zu werden?
Um dieser Frage nachzugehen, setzen Charlotte Rossetti und Christian Hilbe vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön zusammen mit Mitarbeitern des Dalian Institute of Technology (China) auf das sogenannte wiederholte Gefangenendilemma. In einem wiederholten Gefangenendilemma stehen zwei Spielende gleichzeitig vor der gleichen Entscheidung: Sie können einen geringen Preis zahlen, um dem anderen Spieler einen finanziellen Vorteil zu verschaffen, oder nichts tun. Im Idealfall würden beide Spielenden „kooperieren“ und diese Kosten zahlen, damit beide den Vorteil erhalten. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass ein Spieler abweicht, die Kosten nicht trägt, und damit den Vorteil, den der andere Spieler ihm gegeben hat, einsteckt. Wie kann man dieses Spiel so spielen, dass Kooperation möglich ist und eigennütziges Verhalten in Schach gehalten wird?
Ein typisches Beispiel dafür, wie man das wiederholte Gefangenendilemma angehen könnte, ist die Strategie Tit-for-Tat („Wie du mir, so ich dir“). Und tatsächlich kann sich in einer Gesellschaft, in der Menschen Tit-for-Tat verwenden, Kooperation entwickeln und gedeihen, aber mit einem großen Nachteil: Wenn Einzelne manchmal Fehler machen, wird die gegenseitige Kooperation instabil. „Tit-for-Tat ist eine nette Faustregel, die leicht umzusetzen ist und sich sehr menschlich anfühlt. Schließlich basiert sie auf dem alten Sprichwort Auge um Auge“, sagt Charlotte Rossetti vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie. „Aber es ist nicht nachsichtig genug und berücksichtigt nicht die Fehler, von denen wir wissen, dass sie beim Menschen nur allzu häufig vorkommen. Wenn ich aus Versehen einen Fehler mache, obwohl ich eigentlich kooperieren wollte, und dann erst wieder kooperiere, wenn du es auch tust, dann sind wir nicht mehr synchron.“
Kumulierte Gegenseitigkeit
Um diese Schwächen zu beheben, haben die Forscher eine alternative Strategie analysiert, die sie „Cumulative Reciprocity“ oder CURE nennen. Personen, die CURE anwenden, behalten das Ungleichgewicht der kooperativen Aktionen innerhalb einer Interaktion im Auge. Das heißt, sie beobachten in jeder Runde, ob beide Spieler in der Vergangenheit gleich oft kooperiert haben, oder ob dieses Verhältnis zu Gunsten des anderen Spielers aus dem Gleichgewicht gerät. Wenn das Ungleichgewicht null oder niedrig genug ist, schlägt die Strategie vor zu kooperieren. Wenn das Ungleichgewicht jedoch zu groß wird, besteht die Gefahr, dass man ausgenutzt wird. In so einem Fall schlägt die Strategie vor auch eigennützig zu handeln.
Der erste Vorteil der Strategie CURE ist ein praktischer. Durch die Berechnung einer einfachen Zahl (das derzeitige Ungleichgewicht) können die Individuen den gesamten Verlauf der Interaktion berücksichtigen, ohne dass sie das Ergebnis jeder Runde im Detail speichern müssen. Das vereinfacht die Berechnungen erheblich und ermöglicht es den Forschern, das Modell umfassend zu analysieren. Zu diesem Zweck hat das Team um Hilbe und Xia die mathematischen Eigenschaften dieser Strategie untersucht und umfangreiche Computersimulationen durchgeführt. Damit testen sie, wie sich Kooperation in verschiedenen Umgebungen entwickelt. Diese Ergebnisse zeigen, dass CURE die Fähigkeit hat, Fairness zu fördern und gleichzeitig Fehler zuzulassen. Es ist auch in der Lage, sich in einer feindlichen Umgebung durchzusetzen. Selbst in einer Population von Egoisten kann also Kooperation entstehen.
Vorhersage menschlichen Verhaltens
Eine weitere Stärke von CURE ist seine Intuitivität und Einfachheit, die es zu einem guten Kandidaten für die Vorhersage von realem menschlichen Verhalten macht. Um diesen Aspekt genauer zu untersuchen, führte Charlotte Rossetti ein Online-Experiment durch, bei dem die Teilnehmenden die Möglichkeit hatten, mit einer anderen Person um einen kleinen Geldbetrag zu spielen. Die Ergebnisse zeigen, dass CURE die Entscheidungen der Teilnehmenden besser erklärt als andere Regeln, besonders dann wenn das Experiment auch menschliche Fehler simuliert. Die Tatsache, dass Menschen manchmal Fehler machen wenn sie mit anderen interagieren, kann sich nachteilig auf die Zusammenarbeit auswirken. Deshalb muss jedes Modell dies berücksichtigen, das das menschliche Verhalten möglichst genau nachbilden will.
Aus der Psychologie weiß man, dass die meisten Menschen in Freundschaften und anderen engen Beziehungen nicht genau Buch führen, wer wem einen Gefallen schuldet. Stattdessen haben sie ein allgemeines Gefühl dafür, ob die Beziehung fair ist oder nicht. CURE verkörpert dieses Verhalten perfekt. Interessanterweise setzt der Ansatz der Forscher nicht voraus, dass Menschen eine solche Strategie bewusst wählen. Strategien wie CURE können sich im Laufe der Zeit ganz natürlich als einfache Faustregeln herausbilden. Diese Faustregeln helfen dann dabei, eine gegenseitige Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Der Sport-Streamingdienst DAZN schockt seine Abonnent:innen mit einer Preiserhöhung von ganzen 100%. Neukund:innen zahlen ab dem 1. Februar 274,99 Euro für ein Jahresabo. Für Bestandskunden wird der Preishammer noch bis zum 31. Juli hinausgezögert; ab dann gilt das Angebot für alle.
Als Fan eines Fußballvereins aus der deutschen Bundesliga hat man es dieser Tage nicht leicht jedes Spiel der favorisierten Mannschaft zu verfolgen. Der Flickenteppich der Bundesliga-Übertragungsrechte führt dazu, dass teilweise bis zu vier verschiedene Pay-TV- beziehungsweise Streaming-Abos benötigt werden, um alle Partien der Bundesligaklubs sehen zu können. Fans müssen dafür tief in die Taschen greifen, wie die Statista-Grafik zeigt.
Allein um nur die Bundesligaspiele abzudecken, ist sowohl ein Sky-Abo als auch DAZN Voraussetzung – Sky überträgt die Samstagsspiele, DAZN Freitag und Sonntag. Der zusammengerechnete Jahrespreis der beiden Anbieter ab dem 1. Februar 2022 werde rund 556,99 Euro betragen, also 46,42 Euro pro Monat. Sollte der geliebte Fußballklub dann auch noch in der Champions League spielen, hilft nur der Zukauf einer Amazon-Prime-Mitgliedschaft für 69 Euro im Jahr, da DAZN nicht alle Spiele der europäischen Königsklasse zeigen darf. Läuft es für das Team in der Champions League Gruppenphase nicht so rund, besteht allerdings noch die Möglichkeit in die Europa League zu rutschen. In diesem Falle wäre RTL der Rechteinhaber, der neben einigen Free-TV-Partien alle Begegnungen über sein Streamingportal verfügbar macht. RTL+ ist mit 4,99 Euro im Monat (59,88 Euro im Jahr) der günstigste unter den Anbietern. Wer sicher gehen will auch wirklich kein Fußballspiel zu verpassen, sollte für das Fußball-Rundum-Sorglos-Paket aller vier Abonnements 685,87 Euro auf der hohen Kante haben.
Rund 889,5 Millionen US-Dollar wurden im vergangenen Jahr mit zeitgenössischer Kunst auf dem US-Markt erzielt. In keinem anderen westlichen Land wird so viel Geld durch die Auktion von Gegenwartskunst erwirtschaftet, wie die Statista-Grafik auf Basis des Contemporary Art Market Report von ArtPrice.com. Für die USA ist es das beste Verkaufsjahr der Geschichte; ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie liegen die Umsätze rund 113 Prozent über den Vorjahreswerten. Zudem sind die Sammler:innen auf dem US-Markt deutlich kauflustiger. Die Verkaufsrate aller angebotenen Auktionsstücke beträgt rund 84 Prozent. In Frankreich waren es im selben Zeitraum nur etwa 57 Prozent, der globale Durchschnitt liegt bei etwa 70 Prozent.
Unter den Auktionshäuser hat Christie’s die Nase vorn. Am Standpunkt New York auktionierte das Traditionsunternehmen ganze 1.336 Gegenwartskunstwerke und erwirtschaftete rund 415 Millionen US-Dollar – hinzu kommen rund 787 Objekte und etwa 148 Millionen US-Dollar aus dem Londoner Hauptsitz. Der größte Konkurrent bleibt weiterhin Sotheby’s mit insgesamt rund 423 Millionen US-Dollar bei deutlich mehr versteigerten Exponaten (2.540).
Der bereits 1988 verstorbene Jean-Michel Basquiat ist zu einem der profitabelsten Künstler auf dem globalen Markt für Gegenwartskunst avanciert. Der Gesamtwert aller seiner jemals auktionierten Werke beträgt über 303 Millionen US-Dollar und wird nur noch von Pablo Picasso übertroffen (ca. 352 Mio. US-Dollar). Allein im letzten Jahr wurden 152 seiner Werke für über 267 Millionen US-Dollar verkauft. Die beiden anderen Podiumsplätze belegen Banksy mit 147,2 Millionen US-Dollar (1.210 Kunstwerke) und NFT-Künstler Beeple, der es mit nur zwei Internet-Kunstwerken in die Top 3 schafft.
Der Erfolg von Beeple nur ein Indikator für den wachsenden Einfluss von digitaler Kunst auf den globalen Kunstmarkt. Beeples “Everydays: The first 5000 Days” (2021); das erste NFT, das jemals in einer öffentlichen Auktion verkauft wurde, erzielte einen atemberaubenden Preis von 69,3 Millionen US-Dollar bei einem Startpreis von 100 Dollar.
NFTs machen aktuell rund fünf Prozent aller Gegenwartskunst-Auktionen weltweit aus und haben somit schon Fotografien (2 Prozent) hinter sich gelassen. Das Gros der auktionierten Objekte sind nach wie vor Gemälde (73 Prozent), gefolgt von Skulpturen (7 Prozent) und Zeichnungen beziehungsweise Skizzen (7 Prozent).
Perspektiven auf Verantwortung und Gerechtigkeit in Unternehmen“
Universität Freiburg und Arbeitskulturen-Netzwerk der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde laden zum Auftakt einer Tagung zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion am 10.11.2021
Managementakademien bieten Ethikseminare an, Unternehmen verschiedener Branchen werben damit, dass sie mit ihren Produkten einen Beitrag gegen den Klimawandel oder zu einer besseren Gesellschaft leisten. – Das „moralisch Gute“ scheint in Unternehmen so wichtig wie nie zuvor. Doch was bedeutet das Gute für sie im ganz eigenen Wirkungsbereich innerhalb von Unternehmen und in deren Darstellung nach außen? Wie bewerten und realisieren sie dort ethische Ideale?
Unter dem Titel „Gut Arbeiten? Perspektiven auf Verantwortung und Gerechtigkeit in Unternehmen“ diskutieren am 10. November 2021 Vertreter*innen aus Unternehmen, Gewerkschaften, Beratung und Universität das Thema Verantwortung und Gerechtigkeit in Organisationen. Zentrale Aspekte sind zum Beispiel Arbeitsstandards, Einstellungsverfahren, Formen der Außendarstellung, Konflikte und auch historische Entwicklungen.
Diskussionsteilnehmende sind Björn Beckmann (Schwarzwaldmilch), Reiner Geis (verdi), Corinna Kämpfe (Grünhof) sowie weitere Gäste aus Universität und Unternehmensberatung. Organisiert wird das Podium von der Universität Freiburg und dem Arbeitskulturen-Netzwerk der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde. Die Diskussionsrunde findet im Kollegiengebäude der Universität statt und wird parallel dazu gestreamt; alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Das Podium bildet den Auftakt zur Fachtagung „Morality als Organizational Practice“ (11./12. Nov. 2021, online). Hier diskutieren Kulturwissenschaftler*innen ihre aktuellen Forschungen zum Thema. Interessierte sind auch hierzu herzlich eingeladen.
Was: Podiumsdiskussion: „Gut Arbeiten? Perspektiven auf Verantwortung und Gerechtigkeit in Unternehmen“
Wann: Mittwoch, 10. Nov. 2021, 18.15 Uhr
Wo: Universität Freiburg, Platz der Universität 3, Kollegiengebäude I (KG I), Hörsaal 1098 (3G-Regel)
Online-Teilnahme an der Tagung: Anmeldung: arbeitskulturen@gmail.com, Sie erhalten einen Panopto-Link.
Wer: Mit Björn Beckmann (Schwarzwaldmilch Freiburg), Christine Jägle (Personalrat Universität Freiburg), Reiner Geis (verdi-Bezirk Südbaden), Corinna Kämpfe (Grünhof e.V.), Michael Maile (maile & partner / HfWU Nürtingen) und Inga Wilke (Kulturanthropologie Universität Freiburg). Moderation: Sarah May, Stefan Groth.
Veranstalter: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutsche Gesellschaft für Kulturanthropologie und Volkskunde, Universität Zürich
Das Kunstmuseum Basel geht zu Ehren von Joseph Beuys experimentelle Wege. Um dessen 100. Geburtstag zu feiern, bieten rund 30 Gäste im Kunstmuseum Basel | Gegenwart ein Wochenende lang in 24 Stunden – für Joseph Beuys. Die Ursache liegt in der Zukunft ein abwechslungsreiches Programm. Als Bühne dient eine modulare Szenografie aus Matratzen, Leitern und anderen Materialien, die es den Besuchenden ermöglicht, Dinge im Museum zu tun, die dort normalerweise nicht möglich sind – zum Beispiel übernachten.
Joseph Beuys spielte für Basel eine wichtige Rolle. Mit ihm kamen in den 1960er-Jahren die Fluxus-Bewegung, Aktionen, Happenings, eine nie dagewesene Auffassung von Bildhauerei und der Paarlauf von Politik und Kunst in die Rhein-Stadt. Franz Meyer, der damalige Direktor des Kunstmuseums Basel, und Kurator Dieter Koepplin waren derart angetan, dass sie dem Künstler im Jahr 1969 gleich zwei Ausstellungen widmeten. Beide wurden heftig diskutiert. 1978 kam Beuys‘ Kunstbegriff auch an der Basler Fasnacht zum Tragen. Die damals von der Clique «Alti Richtig» getragenen Filzanzüge und die dabei verwendeten Kupferstäbe bildeten für Beuys die Grundlage zur Installation Feuerstätte II (1978–1979), die seit diesem Frühling im Neubau zu sehen ist. Die Chronologie dieser Ereignisse wird im Kunstmuseum Basel | Gegenwart in Form einer Timeline illustriert, die auch noch nach dem Happening zu sehen sein wird.
Kunstmuseum Basel, Foto: Ria Hinken
Heute ist Beuys‘ Werk kanonisiert, musealisiert und aus dem zeitlichen Rahmen der Gegenwartskunst hinausgetreten. 24 Stunden – für Joseph Beuys nimmt seinen 100. Geburtstag zum Anlass, um an reale und ideelle Orte zurückzukehren, an denen der Künstler wirkte, aber auch um an die von ihm propagierten ästhetischen Ideen zu erinnern. Es werden Performances, Klangexperimente, Zukunftsspekulationen und Spaziergänge durch die Stadt angeboten sowie fettiges Essen serviert. Mal beziehen sich die Aktionen direkt auf historische Ereignisse, mal sind sie eher lose mit Beuys und seinem offenen Werkbegriff, mit seinen gesellschaftlichen und politischen Anliegen oder seinem radikalpädagogischen Engagement verbunden.
Mitwirkende:
Polina Akhmetzyanova, Jacqueline Burckhardt, Kijan Malte Espahangizi, Jules Pelta Feldmann, Daniel Graf, Svenja Gräfen, Jacques Herzog, Sophie Jung, Mareice Kaiser, San Keller, Anni Lanz, Luana, Stephan Müller, Senam Okuzedto, Barni Palm, Marco Papiro, Emilia Roig, Alex Silber, Axelle Stiefel, Carlotta Thrier, Susanne Tobler (Tastelab), Lucie Tuma, Philipp Ursprung, Jasmin Vilagi, Christine Vosseler u.a.
Ab 28. Oktober schliesst sich unter dem Titel Vermittlung radikalisieren? ein Vermittlungsprogramm an, inspiriert vom radikal-pädagogischen Projekt von Joseph Beuys und seiner Zeit. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Website. https://kunstmuseumbasel.ch/de/programm/themen/24stunden
Der Eintritt zum 24-Stunden-Happening ist kostenlos.
Konzept
Team Gegenwart und Abteilung Programme/Bildung & Vermittlung unter Mitwirkung von Stephan Müller (Theater- und Opernregisseur, Dramaturg und Projektmacher)
Die Quote notleidender Kredite (NPL) nimmt erstmals seit fünf Jahren in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union wieder zu. Das Centrum für Europäische Politik (cep) hat mit Blick auf Vorschläge der EU-Kommission das Problem sogenannter fauler Kredite in einer cepAnalyse eingehend untersucht.
Demnach ist der Anteil von NPL nach einem stetigen Rückgang seit 2016 (4,8 Prozent) im vergangenen Jahr erstmals wieder auf 2,6 Prozent gestiegen. Die Quote betrug 2020 in Griechenland 30, in Zypern 15,2, in Italien 5,1, in Frankreich 2,2 und in Deutschland 1,1 Prozent. „Je nach Verlauf der Corona-Krise könnten die Kreditausfallrisiken sehr schnell anwachsen. Dass Wettbewerber oder Steuerzahler in anderen Mitgliedstaaten die daraus entstehenden Kosten tragen sollten, ist abzulehnen“, sagt cep-Vorstandschef Professor Lüder Gerken.
Der Top-Ökonom der Freiburger Denkfabrik lehnt das Einrichten einer EU-weiten Bad Bank für faule Kredite ab. „Es ist sachgerecht, dass die EU-Kommission keine EU-weite Bad Bank für faule Kredite anstrebt. Eine solche Bad Bank würde angesichts der sehr unterschiedlichen Ausgangslagen in den Mitgliedstaaten ein erhebliches Umverteilungsrisiko in sich tragen“, sagt Gerken.
Die EU-Kommission will Banken dazu verpflichten, bestimmte „essenzielle Daten“ zu neuen NPL in einem standardisierten Verfahren offenzulegen. Zudem spricht sich die Kommission für eine Europäische Plattform („Data Hub“) für NPL-Daten aus. „Mit dieser europäischen Vernetzung können tatsächlich Vorteile verknüpft sein“, sagt cep-Vorstandschef Gerken. „Beihilferegeln und Abwicklungsvorschriften für Banken dürfen nicht faktisch außer Kraft gesetzt werden, denn das würde es staatlichen Bad Banks erlauben, die Bestände fauler Kredite mit Steuermitteln abzubauen.“ Notleidende Kredite und Corona (cepAnalyse zu COM(2020) 822) (veröff. 23.03.2021)
Schwache Beschäftigung, mehr Schulden, weniger Eigenkapital und daher ein höheres Insolvenzrisiko: Unternehmen, die von Finanzinvestoren aufgekauft werden, entwickeln sich in den Jahren nach der Übernahme vergleichsweise schlecht. Das zeigt eine Studie desFinanzierungsexperten Dr. Christoph Scheuplein vom Institut Arbeit und Technik (IAT), die das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat. Unternehmen seien nach der Übernahme durch einen Finanzinvestor „deutlichen Belastungen“ ausgesetzt, schreibt der Wissenschaftler. Besonders betroffen seien Firmen, die von einem Investor zum nächsten weiterverkauft werden, was häufig passiert. Ein solcher Secondary Buyout nach wenigen Jahren erzeuge zusätzlichen Druck – nicht selten verbunden mit erneuten Veränderungen von Unternehmensstrategien, Geschäftsfeldern, Standorten und mit zusätzlichen Schulden.Der Experte des IAT an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen/Bocholt/Recklinghausen hat die wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen in Deutschland untersucht, die 2013 von einer Private-Equity-Gesellschaft übernommen worden sind. Insgesamt waren das in dem Jahr 156 Unternehmen. Für 103 dieser Firmen waren über Geschäftsberichte und Unternehmensdatenbanken detaillierte Informationen verfügbar. Jedem dieser Unternehmen stellte der Wissenschaftler ein Unternehmen ohne Finanzinvestor gegenüber, das in seiner Ausrichtung und Größe vergleichbar ist. So konnte er herausarbeiten, wie sich unter anderem Wachstum, Beschäftigung und Finanzlage in den zwei Jahren vor und in den Jahren nach der Übernahme bis 2017 im Vergleich zu Unternehmen ohne Private Equity entwickelt haben.
Das Gastgewerbe zählt zu jenen Wirtschaftssektoren, die besonders von der Corona-Pandemie erschüttert werden. Aus Sicht der Innovationsforschung kann die Krise jedoch auch zur positiven Entwicklung von Unternehmen beitragen. Das zeigen gleich mehrere Studien, an denen ein neu berufener Professor der unibz beteiligt ist: Sascha Kraus, seit Herbst 2020 Dozent für Unternehmensführung an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Bozen. „Viele Betriebe überdenken und überarbeiten angesichts der Krise ihr Geschäftsmodell in einer Geschwindigkeit, die alle bisherigen Annahmen über Geschäftsmodellinnovation revolutioniert“, so Prof. Sascha Kraus.
Innovation bedeutet nicht nur, neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln. Angesichts immer rasanterer wirtschaftlicher und technologischer Veränderungen gilt es für Unternehmen zunehmend, ihr Geschäftsmodell selbst zu überdenken. Wie rasch dies möglich ist, zeigt sich im Pandemiejahr 2020 auf beeindruckende Weise. „Das Tempo, in dem viele Unternehmer auf einen Lockdown oder neue Bedürfnisse des Marktes reagiert haben, widerspricht dem bisherigen Stand der Wissenschaft, wonach Innovationprozesse des zugrundeliegenden Geschäftsmodells mit großem Zeitaufwand und hohen Kosten verbunden sind“, sagt der Professor für Unternehmensführung Sascha Kraus. Gemeinsam mit Kolleg*innen und Doktorand*innen arbeitet er derzeit an der dritten Studie, die neue Erkenntnisse aus der aktuellen Krise in seinen Forschungsbereich einbringt.
Bereits während des ersten Lockdowns hatte ein internationaler Forschungsteam rund um die Professoren Sascha Kraus und Thomas Clauß von der Universität Witten/Herdecke die weltweit erste wirtschaftswissenschaftliche Studie zu den Auswirkungen und damit einhergehenden Transformationsprozessen von Familienunternehmen in der Corona-Krise durchgeführt. Die Studie, die im „International Journal of Entrepreneurial Behavior & Research“ veröffentlicht wurde, beruht auf 27 Interviews mit Geschäftsführern eines breiten Querschnitts von Familienunternehmen in fünf europäischen Ländern (Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, Liechtenstein). Darin formulierten die Wissenschaftler*innen einerseits kurzfristige Handlungsempfehlungen für Familienunternehmen. Anderseits zeigen sie langfristige Konsequenzen der Krise auf, aus denen Unternehmen sogar wachsen und für die Zukunft lernen könnten – darunter die Förderung einer Kultur der Solidarität und des Zusammenhalts, die weitere Forcierung des Digitalisierungsschubs oder die kritische Hinterfragung von Unternehmensprozessen.
Auf Basis dieser Studie vertieften Kraus und sein Doktorand Matthias Breier die Analyse anhand einer besonders von Covid-19 betroffenen Branche: dem Gastgewerbe. Ihre neuesten Ergebnisse erschienen soeben in einer der führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften in diesem Feld, dem „International Journal of Hospitality Management“. Anhand von sechs zusätzlichen Fallstudien österreichischer Bars, Restaurants und eines Hotels untersuchten die Forscher nunmehr, welche Rolle die Innovation des Geschäftsmodells in den Betrieben infolge des Lockdowns spielte und welche Faktoren sie begünstigten bzw. bremsten. Das Bild, dass sich daraus ergab? Zumindest aus Perspektive der Innovationsforschung bringt die aktuelle Krise auch viele Chancen. „Die Fallstudien haben klar gezeigt, dass Unternehmer dank des Lockdowns endlich die zeitlichen Ressourcen hatten, um sich strategischen Fragen zu widmen, die vor allem in KMU oft dem operativen Tagesgeschäft zum Opfer fallen“, erklärt Matthias Breier.
Darüber hinaus wurde deutlich, dass Unternehmen, die infolge der Krise stärker unter Druck kamen, viel innovativer wurden. „Wer beispielsweise Miete zahlen musste und viele Angestellte hat, war viel einfallsreicher als jemand, der geringe Fixkosten oder hohe Liquiditätsreserven hatte oder auch hohe öffentliche Transferzahlungen erhielt.“ Während solche Betriebe einfach abwarteten, machten andere aus der Not eine Tugend. In Form neuer Produktideen, wie dem Verkauf fertig vorbereiteter Grillkörbe durch ein Restaurant, das auf diese Art seine überschüssigen Fleisch- und Lebensmittelvorräte abbaute, oder der räumlichen und zeitlichen Verlagerung der eigenen Betriebstätigkeit – wie eine Bar, die im Sommer statt abends im eigenen Geschäftslokal weiterzuarbeiten tagsüber eine mobile Bar in einem umgebauten Airstream- Wohnwagen in einem Strandbad betrieb. „Manche dieser Innovationen mögen temporär sein, doch selbst in diesen Fällen stärken sie die künftige Innovationsbereitschaft der Unternehmer“, so Kraus. Denn wer sich selbst in der Krise als handlungsfähig und kreativ erlebt, nimmt dies in die weitere Geschäftstätigkeit mit. Eine wichtige Erkenntnis der untersuchten Unternehmen war laut den Studienautoren auch die Rolle der Stammkundschaft: „Sie wurden quasi als Freunde beschrieben, die auch während der Schließung immer wieder Kontakt aufnahmen und Unterstützung anboten und laut einigen Unternehmern eine starke Motivation waren, überhaupt weiterzukämpfen“, so die Autoren. „Wo es Veränderungen gibt, entstehen auch neue Geschäftsgelegenheiten“, sagt der Wirtschaftsprofessor, der nun in einer weiteren Studie die Faktoren untersucht, die im Zusammenspiel von Innovation und Krise ausschlaggebend sind.
Zur Person: Sascha Kraus ist seit September 2020 ordentlicher Universitätsprofessor für Unternehmensführung an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der unibz. Der aus Deutschland stammende Wirtschaftswissenschaftler war zuvor als Professor an der Durham University (GB), der École Supérieure du Commerce Extérieur in Paris, der Universität Liechtenstein, und der niederländischen Universität Utrecht tätig. „Mit der Verpflichtung von Professor Kraus ist es der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, wie in vielen anderen Fällen auch, gelungen, einen Kollegen mit hoher fachlicher Expertise und internationaler Reputation zu verpflichten. Wie die Forschung von Professor Kraus zeigt, schließen sich Internationalität und Beschäftigung mit regional relevanten Problemstellungen nicht aus“, sagt der Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Prof. Oswin Maurer.