Fehlzeiten-Report 2020

Erlebte Gerechtigkeit am Arbeitsplatz beeinflusst die Gesundheit der Beschäftigten

Beschäftigte, die sich von ihrer Führungskraft gerecht behandelt fühlen, weisen weniger krankheitsbedingte Fehlzeiten auf. Diejenigen Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihren Vorgesetzten die besten Noten für Fairness geben, kommen durchschnittlich auf nur 12,7 Arbeits-unfähigkeitstage pro Jahr. Dagegen weist die Gruppe der Berufstätigen, die ihren Chef als eher ungerecht wahrnehmen, im Durchschnitt 15,0 Fehltage auf. Dies ist ein Ergebnis des am Dienstag (29. September 2020) vor-gestellten Fehlzeiten-Reports 2020 des Wissenschaftlichen Instituts der AOKs (WIdO). Dafür wurden 2.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 65 Jahren zu ihrem Gerechtigkeitsempfinden am Arbeitsplatz befragt und die Auswirkungen auf die Gesundheit analysiert. „Gefühlte Ungerechtigkeit bringt dabei insbesondere emotionale Irritationen und psychosomatische Beschwerden mit sich“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports 2020. Nahezu ein Viertel der Beschäftigten, die sich von ihrem Vorgesetzten ungerecht behandelt fühlen, berichtet über Gefühle der Gereiztheit wie Wut und Ärger (23,3 Prozent), rund jeder Fünfte über Lustlosigkeit (21,2 Prozent), Erschöpfung (19,7 Prozent) oder Schlafstörungen (18,1 Prozent). Sogar körperliche Beschwerden wie Rücken- und Gelenkschmerzen (25,8 Prozent) oder Kopfschmerzen (10,2 Prozent) kommen häufiger vor. Im Mittel über alle Beschwerden berichten immerhin 13,0 Prozent dieser Beschäftigten über eine höhere Betroffenheit. Demgegenüber treten diese Beschwerden in der Gruppe, die ihre Führungskraft als fair bewerten, deutlich seltener auf (3,4 Prozent).

Screenshot zur Auswertung.

Schröder: „Die gesundheitlichen Belastungen bei Beschäftigten mit einer als fair empfundenen Führungskraft sind damit nur ein Viertel so hoch wie bei den Beschäftigten mit einer als unfair empfundenen Führungskraft. “Die Befragung zeigt zudem, dass empfundene Fairness des Unternehmens und der Führungskraft mit einer hohen Bindung des Beschäftigten an das Unternehmen einhergeht. Sie fühlen sich im Unternehmen gut aufgehoben, stark verbunden und würden ihr Unternehmen als Arbeitgeber auch weiterempfehlen. „Auch dies ist in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiges Ergebnis: Fairen Betrieben gelingt es eher, hochqualifizierte, selbstständig arbeitende, zufriedene und gesunde Beschäftigte auch dauerhaft an das Unternehmen zu binden“, erklärt Schröder. Ob ein Unternehmen als gerecht oder ungerecht eingeschätzt wird, hängt der Studie zufolge vor allem mit der jeweiligen Führungskraft zusammen, die eine zentrale Scharnierfunktion zwischen Unternehmensleitung und Mitarbeitenden darstellt. Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, unterstreicht daher deren Bedeutung für Krankenstand und gesunde Unternehmenskultur: „Das Handeln von Führungskräften und ihr Umgang mit Beschäftigten beeinflussen das Gerechtigkeitsempfinden der Arbeitnehmerinnen sowie Arbeitnehmer und damit auch deren gesundheitliche Verfassung.“ Aufgrund ihrer Schlüsselrolle nimmt die AOK diese Zielgruppe im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) besonders in den Fokus. Litsch: „Bei den Präventionsangeboten aller gesetzlichen Krankenkassen für die mittlere betriebliche Leitungsebene hat die AOK einen Anteil von 71 Prozent.“ Die Studie zeigt auch, dass als gerecht eingestufte Führungskräfte die Bindung der Beschäftigten ans Unternehmen fördern. So sind es eben nicht nur monetäre Aspekte, weshalb Berufstätige ihrem Arbeitsplatz die Treue halten. „Neben der Bewertung einzelner Entscheidungen hat für Beschäftigte auch die gelebte Unternehmenskultur erheblichen Einfluss, was wiederum Folgewirkungen für die Arbeitgeberattraktivität und die Gesundheit hat. Ein erlebtes Wir-Gefühl stärkt daher die Bindungskraft und erhöht das Vertrauen. Dadurch steigt auch die intrinsische Motivation, Herausforderungen und Krisen gemeinsam zu bewältigen“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Badura, Gesundheitswissenschaftler der Universität Bielefeld und ebenfalls Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports 2020. Was für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Job also vor allem zählt, sind Anerkennung, Vertrau-en und eine faire Streitkultur.

Auswertung: Fairness mit weniger Beschwerden verbunden.

Doch genau hier haben viele Unternehmen noch Nachholbedarf: Jedem zweiten Beschäftigten (46,4 Prozent) fehlt es derzeit an gerechten Konfliktlösungen. Wertschätzung im Job vermissen 40,8 Prozent. Und auch die Rückendeckung kommt zu kurz: Rund ein Drittel (32,9 Prozent) der Befragten bemängelt, dass das Unternehmen nicht hinter dem Personal steht. Anerkennung und Wertschätzung – Ressourcen, die AOK-Vorstand Litsch auch mit Blick auf die rund 1,6 Millionen Berufstätigen in den Pflegeberufen hervorhebt: „Die Corona-Pandemie hat uns wieder einmal vor Augen geführt, wie wichtig dieser Berufszweig für unsere Gesellschaft ist. Gleichzeitig sind die Menschen in pflegenden Berufen täglich enormen körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt, was sich in deutlich höheren Fehlzeiten niederschlägt. Es ist daher unsere Pflicht, diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zukünftig noch stärker zu schützen.“ Gemeinsam mit verschiedenen Universitäten hat die AOK daher ein neues, speziell auf die Pflege abgestimmtes BGM-Konzept namens Care4Care entwickelt. Das Programm wird derzeit in verschiedenen Einrichtungen pilotiert.Der Fehlzeiten-Report 2020, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik Berlin herausgegeben wird, widmet sich dem Schwerpunkt „Gerechtigkeit und Gesundheit“. In 20 Fachbeiträgen betrachten Experten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. „Führungskräfte tragen Mitverantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden. Informieren sich Topmanagement und Führungskräfte nicht regelmäßig darüber und über die Qualität der Zusammenarbeit in Form einer gesicherten Dateninfrastruktur, beispielsweise mit Hilfe von Routinedaten, Daten aus Mitarbeiterbefragungen oder internen Audits, fehlen Grundlagen zur glaubwürdigen Identifizierung von Handlungsbedarf und zur Dokumentation erzielter Fortschritte“, hebt Prof. Badura die Bedeutung des diesjährigen Fehlzeiten-Reports hervor.

Professionelles Coaching lindert Burnout-Symptome bei Ärzten

ROCHESTER, Minnesota (USA) — Ärzte in den USA leiden doppelt so häufig an Burnout-Symptomen wie andere Arbeitnehmer, was die Qualität der Versorgung beeinträchtigen und Patienten gefährden kann.

In einer in JAMA Internal Medicine veröffentlichten Studie stellen Forscher von Mayo Clinic einen neuen Ansatz zur Bekämpfung von Burnout vor: externes professionelles Coaching.

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Burnout als „Gefühl der Energielosigkeit und Erschöpfung; erhöhte geistige Distanziertheit zur eigenen Arbeit, negative Gefühle oder Zynismus im Zusammenhang mit der eigenen Arbeit sowie verminderte berufliche Leistungsfähigkeit“, was sowohl für Ärzte als auch für die von ihnen behandelten Patienten ein Problem darstellt. Diese von Dr. med. Liselotte Dyrbye und Dr. med. Dr. phil. Colin West durchgeführte Studie untersucht den Einsatz von externem professionellem Coaching zur Reduzierung von Burnout. Schwerpunkte des Coachings sind die Festlegung beruflicher Ziele, Arbeitsentscheidungen, berufliche Beziehungen und die Herbeiführung von Veränderungen am Arbeitsplatz. Zwar wurde das Coaching in anderen Bereichen bereits von Forschern untersucht, doch dies ist die erste Studie, die sich speziell der Wirkung bei Ärzten widmet, die an Burnout leiden.

„Ärzte bei ihren Berufsentscheidungen und bei der Bewältigung von arbeitsbedingtem Stress zu unterstützen, ist sehr wichtig“, sagt Dr. Dyrbye. „Zwar erfahren viele dieser Ärzte auf informeller Ebene gute Unterstützung, aber professionelle Coaches können eine Vielzahl von Themen und Bedürfnissen ansprechen und eine sichere Umgebung bieten, in der Ärzte ihre Schwächen und Unsicherheiten zugeben können. Wir sind der Meinung, dass dadurch die Fähigkeit von Ärzten verbessern wird, ihre Karriere zu managen und die schädlichen Aspekte ihres Arbeitsumfelds zu ändern, so dass sie letztendlich gute Arbeit leisten können, ohne sich überfordert zu fühlen.“

Die Teilnehmer – 88 praktizierende Ärzte – füllten zu Beginn der Studie mehrere Fragebögen zur Selbsteinschätzung aus, in denen es um die Themen Burnout, Lebensqualität, Belastbarkeit und Arbeitszufriedenheit ging. Anschließend absolvierten sie 6 Sitzungen mit einem nichtärztlichen professionellen Coach, der mit den Ärzten Problemstellungen ihrer Wahl erörterte. Nach diesen sechs Sitzungen füllten die Ärzte die gleichen Fragebögen erneut aus, um ihre Fortschritte aufzuzeichnen.

Die Ergebnisse waren vielversprechend. Die Ärzte berichteten nach dem Coaching von weniger Burnout und einer höheren Lebensqualität als zuvor. Darüber hinaus führten die Forscher diese Tests auch mit Ärzten durch, die nicht gecoacht wurden. Über den gleichen Zeitraum berichteten diese Ärzte von einer stärkeren emotionalen Erschöpfung und einer geringeren Lebensqualität, was zeigte, dass sich die Symptome verschlimmern können, wenn nichts unternommen wird.

Die Wirksamkeit von professionellem Coaching in Kombination mit anderen Programmen muss noch weiter erforscht werden. Die Ergebnisse legen jedoch nahe, dass Coaching in eine wachsende Liste evidenzbasierter Instrumente aufgenommen werden kann, die Ärzte und indirekt auch deren Patienten unterstützen. Professionelles Coaching ist zwar nützlich, sollte jedoch parallel zu organisatorischen Anstrengungen zur Verbesserung des beruflichen Umfelds und zur Beseitigung der Ursachen von Burnout bei Ärzten angeboten werden.

Weitere Koautoren der Studie sind Dr. Priscilla Gill und Daniel Satele, Mayo Clinic sowie Dr. med. Tait Shanafelt, Stanford University. Die Studie wurde von der Physicians Foundation und Mayo Clinic finanziert.

Über Mayo Clinic
Mayo Clinic ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der klinischen Praxis, der Ausbildung und der Forschung widmet und kranken Menschen eine kompetente und umfassende medizinische Versorgung bietet. 
Hier erfahren Sie mehr über Mayo Clinic (auf Englisch). Hier finden Sie das Mayo Clinic Nachrichtennetz (auf Englisch). 

Frohe Weihnacht und ein gutes Neues Jahr!

Frohe Weihnacht
und ein gutes Neues Jahr
Merry Christmas!
Joyeux Noël! Feliz Navidad!
Boas Festas! Buon Natale!
Und im Neuen Jahr: Gesundheit, Glück und
Erfolg
A happy new year
Bonne Année Buon Capodanno
farsælt komandi ár Guads neis joa Feliz Ano Novo
Feliz Año Nuevo

wünscht Ihnen Hans Hinken

 

Wenn der Urlaub zur Arbeitszeit wird, bleibt die Erholung auf der Strecke

Personal

Drei von vier Berufstätigen sind im Urlaub erreichbar

  • 61 Prozent beantworten Anrufe, 54 Prozent E-Mails
  • Rund jeder fünfte Berufstätige macht im Sommer keinen Urlaub
Berlin, 8. Juli 2014 – Die große Mehrheit der Berufstätigen ist auch in den Sommerferien für Kollegen, Vorgesetzte oder Geschäftspartner erreichbar. Mehr als drei Viertel der Berufstätigen (76 Prozent), die im Sommer Urlaub haben, beantworten gleichwohl dienstliche E-Mails oder Anrufe. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Hightech-Verbands BITKOM ergeben. Ans Telefon gehen dabei 61 Prozent der Urlauber, E-Mails lesen und beantworten 54 Prozent. „So erfreulich die hohe Identifikation der Beschäftigten mit ihrer Arbeit ist, Berufstätige müssen in den Ferien einmal richtig abschalten können“, kommentiert BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf das Umfrageergebnis. „Moderne Kommunikationsmittel zu nutzen um im Notfall erreichbar zu sein ist das eine, den Erholungswert eines Urlaubs jedoch durch regelmäßige dienstliche Korrespondenz zu gefährden, ist etwas anderes.“Nicht einmal jeder vierte Urlauber (24 Prozent) schaltet komplett ab und ist beruflich nicht erreichbar. Bei den Jüngeren bis 29 Jahre sind es mit 30 Prozent die meisten, bei den Beschäftigten ab 30 Jahren sind es rund 22 Prozent. Die Jüngeren beantworten dabei seltener Telefonanrufe (50 Prozent), aber häufiger Mails (56 Prozent). Bei den 50- bis 64-Jährigen wird häufiger das Telefon genutzt (64 Prozent) als E-Mail (48 Prozent). Rund jeder fünfte Berufstätige (18 Prozent) hat in den Sommermonaten keinen Urlaub.

Methodik: Das Meinungsforschungsinstitut Aris hat im Auftrag des BITKOM 1006 Personen ab 14 Jahren befragt, darunter 620 Berufstätige. Die Umfrage ist repräsentativ.