Baden-Württemberg und Berlin auf Augenhöhe mit Massachusetts und Kalifornien

Baden-Württemberg ist bei der Innovationskapazität an erster Position

Deutschland ist im Wettbewerb um die besten Ideen gut aufgestellt. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mit Partnern aus den USA, Italien und Kanada. Baden-Württemberg und Berlin gehören demnach zu den fünf innovativsten Regionen im transatlantischen Vergleich.

Führend in der Patentaktivität, hohe Forschungsausgaben und top qualifizierte Fachkräfte: Deutschland ist im internationalen Vergleich besonders innovativ – und hält dabei mit globalen Boomregionen mit.
An Baden-Württemberg kommt nur eine Region vorbei, Massachusetts. Auch Berlin ist besonders innovativ aufgestellt und befindet sich mit Platz vier nur knapp hinter Kalifornien, Heimat des globalen IT-Hotspots im Silicon Valley. Die Top fünf komplettiert Washington. Insgesamt sind die Regionen aus Deutschland im Innovationswettbewerb besser aufgestellt als die USA, Kanada und Italien. 
Große regionale Unterschiede
Große Unterschiede zeigen sich innerhalb der einzelnen Staaten: In den USA liegen die Küstenregionen vorn, in Italien der Norden und in Kanada British Columbia, Ontario und Quebec. In Deutschland schneidet der Süden am besten, der Osten am schlechtesten ab – mit Ausnahme Berlins. Auch die Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie Bayern und Hessen landen in den Top Ten. 
Baden-Württemberg ist bei der Innovationskapazität an erster Position. Die Region hat insbesondere bei der Forschungsintensität in den Unternehmen und den Patentanmeldungen die Nase vorne.  Berlin erreicht den Spitzenplatz bei der Wissensbasis und profitiert als Stadtstaat von einem hohen Akademikeranteil an der Bevölkerung, vielen hochqualifizierten Zuwanderern und zahlreichen wissenschaftlich-technischen Fachkräften. Bayern erreicht den zweiten Platz bei der Globalisierung und weist hohe High-Tech-Exporte auf. Nachholbedarf im Gesamt-Innovations-Index haben Brandenburg (Platz 57), Mecklenburg-Vorpommern (Platz 58) und Sachsen-Anhalt (Platz 76). 
Bildungsinvestitionen notwendig 
„Auch wenn die Wettbewerbsfähigkeit im transatlantischen Vergleich viele Stärken aufweist, stellen globale Trends wie Dekarbonisierung und Digitalisierung und der demografische Wandel Deutschland vor große Herausforderungen“, sagt IW-Innovationsexperte Axel Plünnecke. „Innovation braucht Wissen. Deshalb müssen wir die Investitionen in Bildung deutlich erhöhen und insbesondere die MINT-Kompetenzen fördern. Deutschland muss aber auch attraktiver für Direktinvestitionen aus dem Ausland werden und die Forschungsprämie für KMU ausweiten.“
https://www.iwkoeln.de/studien/axel-pluennecke-the-transatlantic-subnational-innovation-competitiveness-index.html
Zur Methodik: Für den transatlantischen Innovationsindex hat das IW gemeinsam mit seinen Partnern, dem kanadischen Macdonald-Laurier Institute, dem italienischen Institute for Competitiveness (I-COM) sowie dem amerikanischen Bay Area Economic Council Institute (ITIF) erstmals die Wettbewerbsfähigkeit von 96 transatlantischen Regionen, darunter die 16 deutschen Bundesländer, untersucht. Betrachtet wurden 13 Indikatoren, die zu den drei Kategorien Wissensbasis der Arbeitskräfte, Globalisierung und Innovationskapazität zusammengefasst wurden.

Wie steht es um das Wohlbefinden von Führungskräften?

Forschungsteam aus Kiel, Frankfurt und Koblenz-Landau veröffentlicht Metastudie

Organisieren, koordinieren, Verantwortung tragen – Führungskräfte müssen viel leisten und ein verlässlicher Faktor für Unternehmen und Mitarbeitende sein. Da spielt ihre Gesundheit eine entscheidende Rolle. Erkenntnisse über das Wohlbefinden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt es in der Wissenschaft bereits. Weniger bekannt ist, wie es um das Wohlbefinden von Führungskräften steht und wie sich das auf ihren Führungsstil auswirkt. Ein Forschungsteam von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Universität Koblenz-Landau veröffentlichte kürzlich eine Metastudie über dieses Zusammenspiel in dem international renommierten Fachjournal Work & Stress.

Wohlbefinden und Führungsstil hängen zusammen

„Für den Zusammenhang zwischen dem Führungsverhalten von Führungskräften und ihrem eigenen Wohlbefinden nahmen wir an, dass die Art, wie sie ein Team anleiten dann positiv ausfällt, wenn sie zufrieden sind und es ihnen gut geht. Das erleichtert dann wiederum, positives Führungsverhalten zu zeigen“, sagt Ko-Autorin Professorin Claudia Buengeler vom Kieler Institut für Betriebswirtschaftslehre. Die Metastudie bestätigt die Annahmen des Forschungsteams, dass ein hohes Wohlbefinden mit konstruktivem Führungsverhalten in Zusammenhang steht. Ferner fand das Team heraus, dass gestresste, emotional erschöpfte und von Burnout bedrohte Vorgesetzte zu einem eher negativen Führungsstil neigen beziehungsweise, dass negatives Führen mit einem geringeren Wohlbefinden in Zusammenhang steht.

Originalpublikation:

Antonia J. Kaluza, Diana Boer, Claudia Buengeler & Rolf van Dick (2019): Leadership behaviour and leader self-reported well-being: A review, integration and meta-analytic examination, Work & Stress, DOI: 10.1080/02678373.2019.1617369

Theoretische und empirische Erkenntnisse miteinander verknüpfen

Das Forschungsteam besteht neben Claudia Buengeler aus Erstautorin Antonia Kaluza (Institut für Psychologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main), Diana Boer (Institut für Psychologie an der Universität Koblenz-Landau) sowie Rolf van Dick (ebenfalls Institut für Psychologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main). Für die Metastudie haben sie zunächst die wichtigsten Theorien über den Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden von Führungskräften und ihrem Führungsstil aus insgesamt 88 Forschungsarbeiten zusammengetragen und neu bewertet. Anschließend haben sie die Ergebnisse dieser Studien, in denen über 12.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer befragt wurden, statistisch zusammengefasst. Dieses Vorgehen erlaubt, den Forschungsstand eines Forschungsfeldes sowohl theoretisch als auch empirisch zu integrieren und somit einen hohen Erkenntnisgewinn zu generieren.

Ein Anlass für eine Metaanalyse sei laut Buengeler aus folgendem Grund gegeben: „In der Personalforschung kam das Thema Gesundheit, insbesondere in Bezug auf Führungskräfte, erstmals vor rund zehn bis 20 Jahren auf, nur wenige Studien sind älter. Nach dem Wohlergehen von Führungskräften zu fragen war – wenn überhaupt – oft nur ein Nebenschauplatz.“ Sie fügt hinzu: „Wir haben es also mit einem sehr jungen Forschungsfeld zu tun, in dem gerade in den letzten Jahren ein sprunghafter Anstieg von wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu verzeichnen ist. Unsere Metaanalyse fasst all diese Erkenntnisse zusammen und kann somit richtungsweisend für zukünftige Forschung auf diesem Gebiet sowie die Unternehmenspraxis sein.“

Drei konstruktive Führungsstile, ein positiver Effekt

Es gibt drei Arten von konstruktiven Führungsstilen: Um eine Führungsrolle erfolgreich auszuüben, kann der Teamleiter oder die Teamleiterin beziehungsorientiert, veränderungsorientiert oder aufgabenorientiert führen. Die beziehungsorientierte Herangehensweise zeichnet sich durch das Schaffen einer positiven Arbeitsbeziehung – durch ein Geben und Nehmen zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden – aus. Dabei stehen die Bedürfnisse der Mitarbeitenden im Fokus; sie fühlen sich unterstützt. Veränderungsorientiert (zum Beispiel durch transformationale Führung) geht vor, wer seine Mitarbeitenden aus eigenem Antrieb heraus (also intrinsisch) motiviert, über sich selbst hinauszuwachsen und Veränderungen offen gegenüber zu stehen. Beim aufgabenorientierten Vorgehen (etwa durch transaktionale oder direktive Führung) macht die Führungskraft klare Vorgaben und überwacht die Zielerreichung.

„Wir konnten feststellen, dass alle drei konstruktiven Führungsstile einen positiven Zusammenhang mit dem Wohlbefinden der Führungskräfte aufweisen“, sagt Buengeler. „Den stärksten Einfluss hat der veränderungsorientierte Ansatz, den zweitstärksten der beziehungsorientierte, gefolgt von der aufgabenorientierten Herangehensweise. Umgekehrt gehen wir davon aus, dass sich ein hohes Wohlbefinden positiv auf das von Führungskräften gezeigte Führungsverhalten auswirkt.“

Destruktive Führung begünstigt schlechtes Wohlbefinden

Unter destruktiver Führung leiden beispielsweise die Arbeitszufriedenheit, das Engagement sowie das Wohlbefinden der Mitarbeitenden – Stress wird dadurch auch bei den Führungskräften verstärkt. Destruktive Führung beinhaltet neben einem aktiv destruktiven Stil (zum Beispiel despotisches oder autokratisches Verhalten, psychischer Missbrauch, Mobbing) auch passives Führungsverhalten.

Passives Verhalten äußert sich zum Beispiel in einer Laissez-faire-Führung. Das Problem hier: Die Führungskraft führt ihre Mitarbeitenden nicht, setzt keine Grenzen, nimmt ihnen keine Entscheidungen ab oder ist einfach nicht für sie da. Das Forschungsteam konnte zeigen, dass aktiv destruktive Führung zwar stärker negativ mit dem Wohlbefinden der Führungskräfte in Zusammenhang steht als passive Führung. Dennoch wirkt auch passive Führung keineswegs neutral, sondern negativ auf ihr Wohlbefinden. Da das Verhalten von Führungskräften wiederum das Wohlbefinden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beeinflusst, sind die Vermeidung von destruktivem Führungsverhalten sowie die Stärkung des Wohlbefindens von Führungskräften wichtige Ansatzpunkte für ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement in Unternehmen.

Bewusstsein schaffen und Maßnahmen entwickeln

Das Ziel der Studie ist zum einen, ein Bewusstsein in der Gesellschaft dafür zu schaffen, dass das Wohlbefinden von Führungskräften ebenso wichtig ist wie das der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sie anleiten. Zum anderen geht es darum, negative Verhaltensmuster zu erkennen, diese zu durchbrechen und sie langfristig zu verändern. „Um strukturelle Maßnahmen zu schaffen, die den Führungskräften helfen, ihre Rolle effektiv auszuüben, muss zunächst klar sein, was bei schlechtem Wohlbefinden tatsächlich helfen kann“, meint Buengeler. „Neben gezielten Trainingsmaßnahmen für Führungskräfte sind Unternehmen auch gefragt, mehr Freiräume zu schaffen und Zeit einzuräumen, damit Führungskräfte ihre Rolle reflektierter und aktiver wahrnehmen können.“

Die Metastudie bildet den Auftakt einer Reihe von Veröffentlichungen rund um das Thema Führung und Gesundheit. An dem Gesamtprojekt ist auch die Amsterdam Business School der Universität Amsterdam beteiligt.

Von Vorgesetzten zu guten Führungskräften

Wer ist – über die formale Funktion hinaus – eine Führungskraft und was zeichnet eine gute Führungskraft aus?

Das bestimmen letztendlich deren Mitarbeitende, so Prof. Jürgen Weibler von der Fernuniversität in Hagen.

pexels-photo – Pranav Digwal, CC0 Lizenz

Was macht eine Führungskraft zu einer guten? Was überhaupt ist Führung? „Andere werden durch eigenes, sozial akzeptiertes Verhalten so beeinflusst, dass dies bei ihnen mittelbar oder unmittelbar ein gewünschtes Verhalten bewirkt“, definiert Prof. Dr. Jürgen Weibler, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insb. Personalführung und Organisation an der FernUniversität in Hagen. Er ist u.a. Gründungsmitglied des Forscherverbundes GLOBE (Global Leadership and Organizational Behavior Effectiveness). Bei GLOBE geht es um die Attribute und Verhaltensweisen einer herausragenden Führungskraft im interkulturellen Vergleich, aber auch um Führungsstrategien und Führungserfolg.

Eine „Führungskraft“ bezeichnet zunächst eine Person mit einer formalen Führungsfunktion, z.B. als Abteilungsleiterin oder Abteilungsleiter. Was eine gute Führungskraft ist, bestimmen nach Weiblers Auffassung deren Mitarbeitende: Sie entscheiden, ob eine Person überhaupt eine Führungsperson, also eine Führungskraft im wörtlichen Sinne, ist. Erfüllt diese Person die Attribute und Verhaltensweisen gut, die ihre Mitarbeitenden einer Führungskraft zuordnen, ist sie für diese eine gute Führungskraft.

Physische Kraft, analytische Schärfe, Schnelligkeit

Welche Attribute und Verhaltensweisen das sind, hängt von den Umständen ab. Bandenmitglieder erwarten von ihrer Anführerin oder ihrem Anführer Einsatz für die Gruppe mit physischer Kraft. Im Management sind analytische Schärfe und ähnliche Fähigkeiten gefragt. Das kann nicht nur nach Gruppentypen, sondern auch nach Kontexten variieren: Wenn sich Akademikerinnen und Akademiker über verschiedene Theorien austauschen, könnte eine Person an Einfluss gewinnen, die die verschiedenste Argumente sensitiv abwägt, Impulse setzt, einer Diskussion viel Zeit gibt und Abschlusspositionen ohne Widerspruch formuliert. Dagegen wird etwa bei einem Polizeieinsatz mit der Führungskraft handfeste Gefahrenabwehr, Schnelligkeit und Gesetzestreue verbunden.

Auf neue Situationen muss sich jede Führungskraft schnell und flexibel einstellen können. Bei umfassenden Recherchearbeiten mit längerem Zeithorizont wäre die Erwartung des Teams zum Beispiel, zum gegenseitigen Austausch und zu Diskussionen zu ermuntern. Bei einer brandaktuellen Nachrichtenlage würde die Teamführung vielleicht innerhalb kürzester Zeit Ergebnisse fordern: „Leute, ich brauche das in einer halben Stunde!“ und ebenso die Erwartung treffen.

In der Theorie hat jede Gruppe von Geführten – und auch deren einzelne Mitglieder – individuelle Vorstellungen von guter und schlechter Führung. Empirisch ist das anders: „Es gibt durchaus Vorstellungen, die von den allermeisten geteilt werden“, so Weibler. Etwa die Erwartung, dass eine Führungsperson gegenüber allen respektvoll ist oder andere inspirieren kann. „Beim GLOBE-Projekt haben wir weltweit Menschen danach befragt, was nach ihrer Meinung Attribute und Verhaltensweisen einer herausragenden Führungskraft sind. Da gab es Gemeinsamkeiten, z.B. sich auch selbst sehr stark für das Gruppenziel einzusetzen, also Vorbild zu sein. Ein anderes Attribut war Entscheidungsfreude.“ Unbeliebt sind dagegen „Kontrollfreaks“: Die Mitarbeitenden wollen eine gewisse Handlungsfreiheit haben. Erwartet wird weltweit auch, dass Vorgesetzte Erfolge anderer nicht für sich verbuchen und andere materiell nicht ausbeuten. Oft werden Extrovertiertheit und Integrität erwartet, hier und da auch, dass eine Führungsperson groß ist oder aus einer bestimmten höheren sozialen Schicht kommt.

Gerechtigkeit am wichtigsten

Höchste Priorität hat laut empirischen Studien fast immer Gerechtigkeit. Drei Formen sollte man sich, so Weibler, merken:

Zum einen die „prozedurale Form“: Benutzt die Führungskraft zur Beurteilung von Sachverhalten und für die Mitarbeitende betreffende Entscheidungen eine Methodik, die diese nachvollziehen und akzeptieren können?

Bei der zweiten Form, der „Verteilungsgerechtigkeit“, geht es darum, Lob und Anerkennung, aber auch materielle Zuwendungen je nach Kultur beispielsweise gleich oder nach erbrachten Leistungen zu verteilen. Sieht bei den Leistungen die Führungskraft die Beiträge, die jemand für die Gruppe erbringt? Setzt sie das in Relation zu dem, was sie den Einzelnen gibt?

Die dritte Form von Gerechtigkeit ist die „interaktionelle Form“: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Sie fällt als erste ins Gewicht, weil sie allgegenwärtig und unmittelbar ist.
Wird Gerechtigkeit wahrgenommen, sind die Gruppenmitglieder zufriedener und produktiver, es gibt weniger Konflikte. Verhaltensweisen wie besonderes Engagement oder Solidarität, die man nicht per Vertrag einfordern kann, werden gefördert.

Ungerechtigkeit beeinflusst die Atmosphäre in der Gruppe dagegen grundsätzlich negativ. „Ungerechte“ Vorgesetzte erzeugen Frustrationen, diese Schwierigkeiten im Miteinander der Gruppe. Weibler: „Wer frustriert ist, ist selten aufgeschlossen oder gar freundlich und zuvorkommend.“

Die Mitarbeitenden müssen sich also überlegen: Was erwarten wir eigentlich von einer idealen Führungskraft – und zwar in Bezug auf ihre jeweiligen Aufgaben. „Wir sind überwiegend in einem Kulturraum aufwachsen, werden von gleichen Medien beeinflusst. Unsere Sozialisationen sind meisten einigermaßen ähnlich verlaufen“, so Weibler. „Daher erwarten wir ähnlich Merkmale oder Verhaltensweisen auch von einer Führungskraft. Je mehr sie unseren Erwartungen entspricht, desto besser finden wir sie.“

Gewünschte Resultate „provozieren“

Folgt man bestimmten Führungstheorien, können gewünschte Resultate mit einer höheren Wahrscheinlichkeit „provoziert“ werden. Die häufig herangezogene „Transformationale Führungstheorie“ nennt vier Bereiche:
• „Inspirierende Motivation“: Ziele so zu verdeutlichen, dass andere Lust haben, diese zu erreichen; auch schwierigen, manchmal unangenehmen Aufgaben eine interessante Seite abgewinnen zu können.
• „Intellektuelle Stimulierung“: Mitarbeitende zum Nachdenken darüber anregen zu können, wie man etwas einmal anders und besser machen kann; zum Perspektivenwechsel ermuntern.
• „Individueller Blick“: jemanden als Persönlichkeit und nicht nur als Personal sehen, die Person für eine individuelle Ansprache besser kennenlernen; dabei spielen Wünsche, Vorstellungen, Sehnsüchte, Bedürfnisse und Motive eine große Rolle, aber auch die Lebenssituation: Wenn man weiß, dass sich jemand beweisen will, kann man ihr eine ‚Herausforderung‘ geben. Hat jemand ein großes ‚Anschlussbedürfnis‘, kann die intensive Kommunikation in einem großen Team anregend sein.
• „Persönliches Beispiel“: als Person wirken und überzeugen. Also wie man Probleme angeht, wie man kommuniziert, wie man sich einsetzt, wertorientiert handelt, nicht erratisch herüberkommt und in gewisser Weise als „anregend“ und „vorbildhaft“ wahrgenommen wird. Dazu kann auch die Umsetzung einer verteilten, gar gemeinsam erlebten Führung – die die klassische Trennung (temporär) aufhebt – gehören.

An dieser Vorbild-Funktion setzt auch die Authentizität an: Nehme ich jemanden als authentisch wahr, als eine Person, die weiß, wo sie steht? Die das kommuniziert, was sie denkt und zu dem steht, was sie tut? Ist das der Fall, ist das ein wichtiger Beitrag dafür, als gute Führungskraft wahrgenommen zu werden. Weibler: „Nicht authentisch zu sein wird von anderen meistens schnell erkannt und abgelehnt!“


Start Up Stories – Gründungskultur

Podiumsdiskussion mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Posterpräsentation am 27.07.2017 zum Thema Gründungskultur

Theresia Bauer. Foto: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Theresia Bauer. Foto: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

Mit dem Programm „Gründungskultur in Studium und Lehre“ (GuStL) fördert das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) von 2016 bis 2019 die Gründungskultur an den Hochschulen des Landes. Die Universität Freiburg erhält etwa 600.000 Euro für ihr Projekt „Zugänge zum Gründen – Gründerkultur Erlernen. Erleben. Entwickeln“. In diesem Zusammenhang lädt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer zusammen mit der Universität zur Abendveranstaltung „Start-Up Stories: Studierst Du noch – oder gründest Du schon?“ ein. Neben der Ministerin nehmen Gründerinnen und Gründer, Business-Angels und Verantwortliche der Universität an einer Podiumsdiskussion teil. Daneben präsentieren sich Start-ups und Projekte mit Postern, um einen Einblick in die Gründungslehre und Gründungskultur der Universität zu vermitteln.

  • Was: Podiumsdiskussion und Posterpräsentation
  • Wann: 27.07.2017, 18:00 Uhr
  • Wo:
    Freiburger Zentrum für interaktive Werkstoffe und bioinspirierte Technologien (FIT)
    Foyer
    Georges-Koehler-Allee 105
    79110 Freiburg
  • Die Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten.
  • Veranstalter:  Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Gründerbüro der Universität Freiburg
  • Kontaktinformationen und Anmeldung: Michael Vollstädt Michael.Vollstaedt@wb.uni-freiburg.de, Tel.: +49 (0) 761/203-67798
  • Der Eintritt ist kostenlos.
  • Die Vortragssprache ist Deutsch.
  • Weitere Informationen

Erinnerungen beeinflussen Entscheidung für oder gegen bestimmtes Essen

Je besser wir uns an etwas erinnern, desto eher entscheiden wir uns dafür – auch wenn das Angebot weniger attraktiv ist als Alternativen.

Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Universität Basel belegen in einer Studie, in der verschiedene Essensangebote zur Wahl standen, wie das Gedächtnis die Entscheidungen beeinflusst. Mithilfe von Gehirnscans konnten die Forscher zeigen, dass diesem Einfluss eine verstärkte Kommunikation zwischen den beteiligten Hirnarealen zugrunde liegt. Ihre Studienergebnisse sind jetzt in der Wissenschaftszeitschrift Neuron erschienen.

„Viele unserer alltäglichen Entscheidungen wie zum Beispiel ´In welches Restaurant gehen wir essen?´ stützen sich auf den Abruf relevanter Informationen aus dem Gedächtnis. Die neuronalen und kognitiven Mechanismen solcher Entscheidungen sind aber bisher kaum untersucht worden“, erläutert Prof. Dr. Christian Büchel, Direktor des Instituts für Systemische Neurowissenschaften des UKE. Bekannt ist, dass bei diesen Gehirnprozessen der Hippocampus, eine klassische „Gedächtnis-Region“, und der ventromediale präfrontale Kortex im Stirnlappen, eine „Entscheidungs-Region“, beteiligt sind.

In der Studie hatten 30 hungrige, jüngere Probanden eine Aufgabe zu lösen, bei der sie zunächst 48 Snacks danach zu bewerten hatten, wie sehr sie sie mögen – etwa Chips und Schokoladenriegel, Salzgebäck und Gummibonbons. Anschließend mussten sie sich im Magnetresonanztomographen (MRT) wiederholt zwischen je zwei Essensangeboten entscheiden. Die Snacks wurden ihnen, verbunden mit bestimmten Orten, auf dem Computerbildschirm präsentiert. Bei der Entscheidung wurden dann aber nur die Orte gezeigt, sodass sich die Probanden an die dazugehörigen Snacks erinnern mussten.

Als Ergebnis bevorzugten die Probanden tendenziell Snacks, an die sie sich besser erinnerten. Mehr noch: Besser erinnerte Snacks wurden auch dann gewählt, wenn sie vergleichsweise unattraktiv waren, also von den Probanden initial schlecht bewertet wurden. Einzig Snacks, die jemand in der Bewertung sehr stark ablehnte, wurden nicht gewählt. Der Vergleichsgruppe mit ebenfalls 30 Probanden wurden die Snacks direkt im Bild präsentiert – bei ihnen deckte sich in der Regel die erste Bewertung mit der späteren Entscheidung.

Die neuronalen Mechanismen der gedächtnisbasierten Entscheidungen untersuchte die Forschungsgruppe mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) im UKE. Sie entwickelten ein mathematisches Modell, das den Entscheidungsprozess abbildet und den Einfluss des Gedächtnisses mit berücksichtigt. Damit konnten die Wissenschaftler die Stärke der gedächtnisbasierten Aktivierung während der Abspeicherung im Hippocampus bestimmen. Eine Analyse der Aktivierung während der Entscheidungen zeigte, dass eine verstärkte Kommunikation von Hippocampus und dem ventromedialen präfrontalen Kortex stattfindet.

„Unsere Untersuchung bildet eine Brücke zwischen zwei zentralen Forschungsfeldern der Psychologie, der Gedächtnis- und der Entscheidungsforschung“, erläutert der Erstautor der Studie,  Dr. Sebastian Gluth, ehemals Institut für Systemische Neurowissenschaften des UKE, jetzt Fakultät für Psychologie der Universität Basel. Die Kombination von mathematischer Modellierung und den Gehirnscans liefert zudem ein genaues Verständnis darüber, welche Gehirnareale an welchen psychologischen Teilprozessen beteiligt sind und wie die verschiedenen Areale miteinander zusammenspielen. Die Studie entstand in Kooperation mit Dr. Tobias Sommer und Prof. Dr. Christian Büchel, beide ebenfalls aus dem Institut für Systemische Neurowissenschaften des UKE, und Prof. Jörg Rieskamp, Fakultät für Psychologie der Universität Basel.

Literatur:

Sebastian Gluth, Tobias Sommer, Jörg Rieskamp, and Christian Büchel Effective connectivity between hippocampus and ventromedial prefrontal cortex controls preferential choices from memory, Neuron 2015, epub ahead of print. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.neuron.2015.04.023